Winter 1872-73 24 [1-14]
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Zwei Behandlungsarten sind zu Hinderniß und Verspätung der Wissenschaft die traurigsten Werkzeuge; entweder man nähert und verknüpft himmelweit entfernte Dinge, in düsterer Phantasie und witziger Mystik; oder man vereinzelt das Zusammengehörige, durch zersplitternden Unverstand, bemüht sich nahverwandte Erscheinungen zu sondern, jeder ein eigen Gesetz unterzulegen, woraus sie zu erklären sein soll. [Vgl. Johann Wolfgang von Goethe, Das Sehen in subjektiver Hinsicht, von Purkinje. In: Goethe's sämmtliche Werke in vierzig Bänden. Bd. 40. Stuttgart; Augsburg; Tübingen: J. G. Cotta, 1858:406.]
Da im Wissen sowohl als in der Reflexion kein Ganzes zusammengebracht werden kann usw.
Erfordernisse zu einem wissenschaftlichen Kunstwerke: man müßte keine der menschlichen Kräfte bei wissenschaftlicher Thätigkeit ausschließen. Die Abgründe der Ahnung, ein sicheres Anschauen der Gegenwart, mathematische Tiefe, physische Genauigkeit, Höhe der Vernunft, Schärfe des Verstandes, bewegliche sehnsuchtsvolle Phantasie, liebevolle Freude am Sinnlichen, nichts kann entbehrt werden zum lebhaften fruchtbaren Ergreifen des Augenblicks, wodurch ganz allein ein Kunstwerk, von welchem Gehalt es auch sey, entstehen kann.— [Vgl. Johann Wolfgang von Goethe, Materialien zur Geschichte der Farbenlehre. In: Goethe's sämmtliche Werke in vierzig Bänden. Bd. 39. Stuttgart; Augsburg; Tübingen: J. G. Cotta, 1858:20f.] Sie können jeden Augenblick hervortreten, wenn sie nicht durch Vorurtheile, durch Eigensinn einzelner Besitzender und wie sonst alle die vorkommenden zurückschreckenden und tödtenden Verneinungen heißen mögen —
Denn ob wir gleich, was Wissenschaft und Kunst betrifft, in der seltsamsten Anarchie leben, die uns von jedem erwünschten Zweck immer mehr zu entfernen scheint — — —