September-November 1879 47 [1-15]
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O über diesen erhabenen halbblödsinnigen Ernst! Giebt es denn kein Fältchen um dein Auge? Kannst du nicht einen Gedanken auf die Fingerspitzen nehmen und ihn emporschnellen? Hat dein Mund nur diesen einen verkniffenen verdrießlichen Zug? Giebt es keine Gelegenheit, die Achseln emporzuwerfen? Ich wollte, du pfiffest einmal und benähmest dich wie in schlechter Gesellschaft, als daß du so achtbar und unausstehlich sittsam mit deinem Autor zusammensitzest.
Ein Autor hat immer seinen Worten Bewegung mitzutheilen.
Hier ist ein Leser; er merkt nicht, daß ich ihn beobachte. Er ist mir von ehemals her bekannt—ein gescheuter Kopf: es schadet nicht, von ihm gelesen zu werden.— Aber er ist ja ganz verwandelt: bin ich es, der ihn verwandelt hat?
Kommata, Frage- und Ausrufezeichen, und der Leser sollte seinen Körper dazu geben und zeigen, daß das Bewegende auch bewegt.
Da ist er. Er ist ganz verwandelt.
Moral: man soll gutlesen lernen; man soll gutlesen lehren.
Die Moral ist: man soll nicht für seine Leser schreiben. Sie meinen, man soll nicht schreiben. Womöglich für sich — — —
Beachten Sie wie schnell er liest, wie er die Seiten umschlägt—genau nach der gleichen Sekundenzahl Seite für Seite. Nehmen Sie die Uhr zur Hand.
Es sind lauter einzelne wohlüberdenkbare Gedanken schwerere leichtere—und er hat für alle Einen Genuß! Er liest sie durch, der Unglückliche, als ob man je Gedanken-Sammlungen durchlesen dürfte!