Ende 1880 7 [1-100]
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Die Veredelung der alltäglichen Gewohnheiten. Früher beim Priester theilweise, sein Gang, sein Handerheben, seine Stimme. Dann am Hofe: die Lust sich zu beherrschen und seine Empfindungen nicht merken zu lassen (oder in ein seidenes Gewebe eingehüllt) wurde groß.— Aber was heißt jetzt veredeln, dem Ideal dienen! Welchem Ideal? Sofort müssen wir ein Ideal haben! Und woher nehmen und nicht stehlen!— Das meine ist: eine nicht das Auge beleidigende Unabhängigkeit, ein gemilderter und verkleideter Stolz, ein Stolz, welcher sich abzahlt an die Anderen, dadurch daß er nicht um ihre Ehren und Vergnügen conkurrirt und den Spott aushält. Dies soll meine Gewohnheiten veredeln: nie gemein und stets leutselig, nicht begehrlich aber stets ruhig strebend und aufwärts fliegend; einfach, ja karg gegen mich, aber milde gegen Andere. Ein leichter Schlaf, ein freier ruhiger Gang, kein Alkohol, keine Fürsten, noch andere Berühmtheiten, keine Weiber und Zeitungen, keine Ehren, kein Umgang außer dem der höchsten Geister und ab und zu des niederen Volkes—dies ist unentbehrlich, wie der Anblick von mächtiger und gesunder Vegetation—die bereitesten Speisen, welche uns nicht in das Gedränge begehrlichen und schmatzenden Gesindels bringen, womöglich selbst bereitete oder der Bereitung nicht entbehrende.
Ideale der Art sind die vorwegnehmenden Hoffnungen unserer Triebe, nichts weiter. So gewiß wir Triebe haben, verbreiten diese auch in unserer Phantasie eine Art Schema von uns selber, wie wir sein sollen, um unsere Triebe recht zu befriedigen—dies ist idealisiren. Auch der Schurke hat sein Ideal: nicht gerade für uns erbaulich Es hebt ihn! auch!