Januar-Februar 1874 33 [1-16]
33 [3]
Was Goethe von sich gesagt hat, konnte auch Wagner von sich sagen: “Ich habe niemals einen präsumptuöseren Menschen gekannt, als mich selbst; und daß ich das sage zeigt schon, daß wahr ist, was ich sage. Niemals glaubte ich, daß etwas zu erreichen wäre, immer dachte ich, ich hätte es schon; man hätte mir eine Krone aufsetzen können, und ich hätte gedacht, das verstehe sich von selbst. Und doch war ich gerade dadurch nur ein Mensch, wie andere, aber daß ich das über meine Kräfte ergriffene durchzuarbeiten, das über mein Verdienst erhaltene zu verdienen suchte, dadurch unterschied ich mich blos von einem wahrhaft wahnsinnigen.” [Vgl. Johann Wolfgang von Goethe, Aus meinem Leben. Fragmentarisches. Spätere Zeit. In: Goethe's sämmtliche Werke in vierzig Bänden. Bd. 27. Stuttgart; Augsburg; Tübingen: J. G. Cotta, 1857:507f.] So zweifelte auch Wagner nie daran, das zu können, was ihm gefiel; sein Geschmack und sein Können wuchsen zusammen. Was auf ihn stark wirkte, das wollte er auch machen; von seinen Vorbildern verstand er auf jeder Stufe nicht mehr, als er auch nachmachen konnte.