Herbst 1884 - Anfang 1885 29 [1-67]
29 [1]
Solche macht man mit Gründen mißtrauisch; aber mit erhabenen Gebärden überzeugt man sie.
— erreglich gleich greisen Völkern an Gehirn und Schamtheilen
— was geht mich euer Glaube an, an dessen Thür der Ehebruch Gottes steht!
— ihr folgt mir zu nahe auf dem Fuße: seht euch vor, daß ich euch nicht einmal den Kopf eintrete!
— geraden Flugs und Zugs, gleich stoßenden Adlern
— euer Paradies ist “unter dem Schatten der Schwerter”
— sehnsüchtig starr blickt er in den Abgrund—den Abgrund, der sich hinab in immer tiefere Tiefen ringelt.
— wie sicher ist dem Unstäten auch ein Gefängniß! Wie seelenruhig schlafen doch die Verbrecher!
— ich lache zu bald wieder: ein Feind hat wenig bei mir gutzumachen.
— bei bedecktem Himmel, wenn man Pfeile und tödtende Gedanken nach seinen Feinden schießt.
— denkendere Zeiten, zerdachtere Zeiten, als unser Heut und Gestern ist
— diese Zeit ist wie ein krankes Weib: laßt sie nur schrein, schimpfen, rasen und Tisch und Teller zerbrechen!
— in fernsten und kältesten Gedanken umgehend, wie ein Gespenst auf Gletschern
ohne Weiber, schlecht genährt und ihren Nabel beschauend: also erfanden sie sich die Wollust Gottes.
— “der Mensch ist böse”: so sprachen noch alle Weisesten, mir zum Troste.
— sinnlich-gesund und schön, gleich buntgefleckten Raubthieren
— einem Winde bin ich gleich, der alle Himmel hell und alle Meere brausen macht.
— umhergetrieben, aufgewirbelt, ihr Reisenden, auf allen Oberflächen habt ihr einmal geschlafen, ihr, Staub auf allen Fensterscheiben und eitlen Spiegeln!
— das Unglück schweigt: und wer von seinem Unglück erst singen kann, der flog auch über sein Unglück weg.
— seid kurz, gebt mir zu rathen: oder ihr ermüdet meinen Stolz des Geistes.
— sie erfanden die heilige längste Langeweile und die Begierde nach Montagen und Werkeltagen.
— hier drehen sich furchtbare Dinge: schon gelüstet den Schwindelnden, sich in den Abgrund der Zukunft zu stürzen.
— die Sträflinge des Reichthums: ihre Gedanken klirren gleich kalten Ketten.
— Hartnäckige Geister, fein und kleinlich
— Das ist der Hang der Kleinen: sie möchten das Große herabziehn, herabschmeicheln.
— außer sich, dem Hunde gleich, vor Hingebung
— ach, sie fallen zurück in die großen Worte und die schwachen Thaten: ach, sie heißen sich wieder Tugendhafte!
— sie lieben, ach! und werden nicht geliebt! sie zerfleischen sich selber, weil Niemand sie umarmen will.
— du bist zu reich, du verdirbst zu Viele: denn du machst zu Viele neidisch!
— es steht schlimm: mancher meinte zu lügen und traf da erst die Wahrheit.
— ihr Verzweifelnden! Wie viel Muth macht ihr denen, die euch zuschauen!
— gleich Katzen und Weibern in der Wildniß heim sein und durch Fenster springen.
— sie haben sich ihren Gott und ihre Welt aus Nichts geschaffen: was wunders, daß —
— ihr sagtet nicht genug. Wie? Es ist Alles Schein? Es ist alles Lüge! Wie? Es ist alles Leiden und Untergang? Es ist alles Leiden- und Untergehen-Machen!
— habt ihr ihn schon erfunden, den häßlichsten Menschen? Ohne Gott, Güte, Geist —
— Ach, meine Freunde! Wohin ist das Gute und die Guten! Wohin ist die Unschuld dieser Lügen!
— die einst den Menschen schauten, so sehr Gott als Bock
— Wie! Tugend ist das, was still starr, kalt, glatt, was zum Bilde und zur Säule macht? Was sich an Tempeln zur Schau aufstellt?
— ihr fürchtet den gespannten Bogen: wehe, es könnte Einer einen Pfeil darauf legen.
— Wer nicht lügen kann, wissentlich und willentlich, wie sollte der je lernen, Wahrheit reden!
— er härmt sich über die Maaßen und nährt sich kümmerlich; er verlernte Fleisch essen und mit artigen Weiblein spielen.
— ungeschickt und scheu gleich einem Tiger nach mißrathenem Sprunge
Mensch—ein langer Strick; und ihr wollt mich überreden, ich sei der Knoten, der hinein geknüpft ist? (Zarathustra lachend.)
im Traume einen schlafenden Hund wecken: beide fahren sich an wie Todfeinde—und doch sind beide nur Erschrockene!
bringt Honig heran, eisfrischen Waben-Goldhonig! Mit Honig opfr’ ich allem, was schenkt, was gönnt, was gütig ist—erhebt die Herzen!
dem Fleißigen neid’ ich seinen Fleiß: goldhell und gleich fließt ihm der Tag herauf—und fern hinaus in dämmernde Ewigkeiten.
Einst—ach, wie fern dies Einst! wie süß, verirrten Glockenschlägen gleich im Walde, wie süß das Wort schon!
mit fliegenden Dolchen geschrieben—“Von alten und neuen Tafeln”
— “Kuhmüthiges Wohlwollen”
— der Tag klingt ab
— Distelköpfe, Tüftel-Tröpfe
— Särge und Sägespähne
— gleich überschnellen Spinnenaffen —
schnell hinein, schnell hinaus, wie bei einem Kaltwasserbade
Es ist Zeit und Überzeit, daß ich aufbreche
Schwindhunde rings um mich und schmächtiges Gezücht