Herbst 1888 21 [1-8]
21 [7]
Man sieht heute nicht selten junge Männer achtbarer Herkunft in durchaus zweideutigen Bewegungen verschwinden: sie haben lange ihrem Leben keinen Sinn zu geben gewußt,—irgend ein Sinn wird schließlich bei ihnen ein fast tyrannisches Bedürfniß. Zuletzt entscheidet der Zufall: sie verfallen einer Partei, die einen “Sinn” hat, gegen den im Grunde nicht nur ihr Geschmack, sondern ihr Geruch pro[te]stirt, —
gegen die im Grunde nicht bloß der Geschmack sondern der Geruch protestirt, die Antisemiten zum Beispiel: bloß weil die Antisemiten ein Ziel haben, das handgreifbar bis zur Unverschämtheit ist das jüdische Geld ...
ihrem Leben keinen Sinn zu geben wissen und die endlich einer Partei verfallen, die einen Sinn hat, den Antisemiten zum B[eispiel], deren Ziel handgreiflich bis zur Unverschämth[eit] ist: das jüdische Geld
sie werden zum Beisp[iel] A[ntisemiten], bloß weil die A[ntisemiten] ein Ziel haben, das handg[reiflich] bis zur Unversch[ämtheit] ist—das jüdische Geld ..
Definition der Antisemiten: Nied, ressentiment, ohnmächtige Wuth als Leitmotiv im Instinkt: der Anspruch des “Auserwählten”; die vollkommene moralistische Selbstverlogenheit—, sie darf die Tugend und alle großen Worte beständig im Munde haben. Dies aber das typische Zeichen: sie merken nicht einmal wem sie damit zum Verwechseln ähnlich sehn? ein Antisemit ist ein “neidischer” d. h. stupidester Jude — —