Herbst 1888 21 [1-8]
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Ich wage noch ein proprium meiner Natur anzudeuten, zumal es benahe das proprium ist. Ich habe Etwas, das ich meine inneren Nüstern nenne. Bei jeder Berührung mit Menschen ist das Erste, was mir sich verräth, der Grad von innerer Sauberkeit [— — —] —ich rieche gerade die “schönen Seelen” als besonders unreinlich. Wie Jemand zu sich steht, oder wie sich Jemand Etwas vor[ma]cht, ob er darauf hält, mit sich unzweideutig zu verkehren,—ob sich Jemand erträgt oder ein “Ideal” nöthig [hat] ... Der Idealist riecht mir schlecht ...
Ich möchte wagen dürfen, den Namen eines Gelehrten jüdischer Abkunft zu nennen, der mich durch eine Instinkt gewordene vornehme Kühle und Klarheit gegen sich jeder Zeit ein tiefes Gefühl von Schönheit, von Reinlichkeit in meinem Sinn gegeben hat: er verglich sich keinen Augenblick, er war nie ein Anderer, u[nd] verbarg sich weder vor Zeugen noch ohne Zeugen. Dazu gehört nicht nur eine vollkommene Gewöhnung an Härte und Freimuth gegen sich; es gehört auch eine große Widerstandskraft dazu, um sich unter dem Eindruck von Gesellschaft oder Beruf oder Zufall nicht zu verändern. Es ist ebenso ein Zeichen der Stärke wie die sog[genannte] — — —
Den Gegensatz zu den geschilderten reinlichen Typen geben mir im Durchschnitt fast alle Deutschen, die ich kenne; im Besonderen die Herren Antisemiten, die ich als [—] par excell[ence] empfinde. Schlechte Instinkte, ein absurder Ehrgeiz, die Eitelkeit, [— — —] und dabei die Attitüde der “höheren Werthe,” des “Idealismus” ...