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Frühjahr 1873 26 [1-24]
26 [12]
| Bewegung in der Zeit |
| A | B |
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| Raumpunkt A wirkt auf Raumpunkt B und umgekehrt. |
| Dazu bedarf es einer Zeit, denn jede Wirkung hat einen Weg zurückzulegen. |
| Aufeinanderfolgende Zeitpunkte würden in einander fallen. |
| A trifft mit seiner Wirkung nicht mehr auf das B des ersten Momentes. Was heißt es nun: B existirt noch und ebenso A existirt noch, wenn sie sich treffen? |
| Das hieße vor [allem], A ist unverändert dasselbe in dem und jenem Zeitpunkte. Dann aber ist A keine wirkende Kraft, denn die kann nicht mehr dieselbe sein; denn das hieße, sie hätte nicht gewirkt. |
| Nehmen wir das Wirkende in der Zeit, so ist das in jedem kleinsten Zeitmomente Wirkende ein Verschiedenes. |
| Das heißt: die Zeit beweist das absolute Nichtbeharren einer Kraft. |
| Alle Raumgesetze sind also zeitlos gedacht, das heißt müssen gleichzeitig und sofort sein. |
| Die ganze Welt in einem Schlage. Dann aber giebt es keine Bewegung. |
| Die Bewegung laborirt an dem Widerspruch, daß sie nach Raumgesetzen construirt und durch Annahme einer Zeit wieder diese Gesetze unmöglich macht: d. h. zugleich ist und nicht ist. |
| Hier ist durch die Annahme zu helfen, daß entweder Zeit oder Raum = 0 ist. |
| Nehme ich den Raum als unendlich klein, so werden alle Zwischenräume zwischen den Atomen unendlich klein, d. h. alle punktuellen Atome fallen zusammen in einen Punkt. |
| Da aber die Zeit unendlich theilbar ist, so ist die ganze Welt möglich rein als Zeitphänomen, weil ich jeden Zeitpunkt mit dem einen Raumpunkt besetzen kann, somit ihn unendliche Mal setzen kann. Man müßte sich somit als Wesen eines Körpers Zeitpunkte distinkt denken, d. h. den einen Punkt in bestimmten Zwischenräumen gesetzt. Zwischen jedem Zeitzwischenraum haben noch unendliche Zeitpunkte Platz: also könnte man sich eine ganze Körperwelt denken, alle aus einem Punkte bestritten, aber so, daß wir Körper in unterbrochene Zeitlinien auflösen. |
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| Jetzt ist nur | |
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| ein reproduzirendes Wesen nöthig, welches frühere Zeitmomente neben den gegenwärtigen hält. Darin sind unsere Körper imaginirt. |
| Es giebt dann kein Nebeneinander, als in der Vorstellung. |
| Alles Nebeneinander wäre erschlossen und vorgestellt. Die Gesetze des Raumes wären sämmtlich construirt und verbürgten nicht das Dasein des Raumes. |
| Die Zahl und die Art der Aufeinanderfolge jenes einen oft gesetzten Punktes macht dann den Körper aus. |
| Die Realität der Welt bestünde dann in einem verharrenden Punkte. Die Vielheit enstünde dadurch, daß es vorstellende Wesen gäbe, welche diesen Punkt in den kleinsten Zeitmomenten wiederholt dächten: Wesen, welche den Punkt auf verschiedenen Zeitpunkten als nicht identisch annehmen und jetzt diese Punkte gleichzeitig nehmen. |
| Übersetzung aller Bewegungsgesetze in Zeitproportionen. |
| Das Wesen der Empfindung bestünde darin, allmählich solche Zeitfiguren immer feiner zu empfinden und zu messen; die Vorstellung construirt sie als ein Nebeneinander und erklärt jetzt diesem Nebeneinander gemäß den Fortgang der Welt: reine Übertragung in eine andere Sprache, in die des Werdens. |
| Die Ordnung der Welt wäre die Regelmäßigkeit der Zeitfiguren: doch müßte man dann jedenfalls die Zeit mit einer constanten Kraft wirkend denken, nach Gesetzen, die wir uns nur aus dem Nebeneinander deuten können. Actio in distans temporis punctum. |
| An sich haben wir gar kein Mittel ein Zeitgesetz hinzustellen. |
| Wir hätten dann eine punktuelle Kraft, welche zu jedem späteren Zeitmomente ihrer Existenz eine Relation hätte, d. h. deren Kräfte in jenen Figuren und Relationen bestünden. In jedem kleinsten Moment müßte die Kraft verschieden sein: aber die Aufeinanderfolge wäre in irgendwelchen Proportionen und die vorhandene Welt bestünde in der Sichtbarwerdung dieser Kraft-Proportionen, d.h. Übersetzung ins Räumliche. |
| Gewöhnlich nimmt man in der atomistischen Physik in der Zeit unveränderliche Atom-Kräfte an, also Ð<J" im parmenideischen Sinne. Diese können aber nicht wirken. |
| Sondern nur absolut veränderliche Kräfte können wirken, solche die keinen Augenblick dieselben sind. |
| Alle Kräfte sind nur Funktion der Zeit. |
| 1) | Eine Wirkung von aufeinanderfolgenden Zeitmomenten ist unmöglich: denn zwei solche Zeitpunkte würden in einander fallen. Also ist jede Wirkung actio in distans, d. h. durch Springen. |
| 2) | Wie eine Wirkung dieser Art in distans möglich ist, wissen wir gar nicht. |
| 3) | Schnell, langsam usw. in der ganzen Art dieser Wirkung. D. h. die Kräfte, als Funktionen der Zeit, äußern sich in den Relationen naher oder ferner Zeitpunkte, nämlich schnell oder langsam. Die Kraft liegt im Grade der Beschleunigung. Die allerhöchste Beschleunigung läge in der Wirkung eines Zeitmomentes auf das nächste, d. h. es wäre dann = unendlich groß. Je größer die Langsamkeit, um so größer die Zwischenräume der Zeit, um so größer das distans. Also Relation entfernter Zeitpunkte ist Langsamkeit: alle Langsamkeit ist natürlich relativ. |
Zeitlinie.
Real: ein Raumpunkt.
Relationen
seiner verschiedenen
Zeitlagen.Wo bestehen
die Relationen.Keine Bewegung in
der Zeit ist stetig.Wir messen an etwas
Räumlichbleibendem
die Zeit und deshalb
setzen wir voraus,
daß zwischen
Zeitpunkt A und
Zeitpunkt B eine
stetige Zeit sei.
Die Zeit ist aber
gar kein continuum,
sondern es giebt nur
total verschiedene
Zeitpunkte, keine
Linie. Actio in distans.
| Es ist nur von Zeitpunkten zu reden, nicht mehr von Zeit. |
| Der Zeitpunkt wirkt auf einen anderen Zeitpunkt, also dynamische Eigenschaften vorauszusetzen. |
| Zeitatomenlehre. |
| Es ist möglich, | 1) | die vorhandene Welt auf punktuelle Raumatomistik zurückzuführen, |
| 2) | diese wieder auf Zeitatomistik zurückzuführen, | |
| 3) | die Zeitatomistik fällt endlich zusammen mit einer Empfindungslehre. Der dynamische Zeitpunkt ist identisch mit dem Empfindungspunkt. Denn es giebt keine Gleichzeitigkeit der Empfindung. |
