Frühjahr 1880 3 [1-100]
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34. Wie ist es doch geschehen, daß, in der Geschichte des Christenthums, zu den Geistig-Armen, unter und aus denen es geboren wurde, endlich auch die Geistreichen, ja selbst die Reichen des Geistes überliefen? Das Christenthum als große Pöbel-Bewegung des römischen Reichs ist die Erhebung der Schlechten, Ungebildeten, Gedrückten, Kranken, Irrsinnigen, Armen, der Sklaven, der alten Weiber, der feigen Männer, im Ganzen aller derer, welche Grund zum Selbstmord gehabt hätten, aber den Muth dazu nicht hatten; sie suchten mit Inbrunst ein Mittel, ihr Leben auszuhalten und aushaltenswerth zu finden, fanden es, und boten der Welt ihre neue Art von Glück an. Ein Glück solchen Ursprungs war die größte Paradoxie des Alterthums; die damalige Bildung war zu paradoxensüdtig, um es nicht sehr anziehend zu finden. “Das Heil kommt von den Juden,”—das war ein Satz, gegen den kein geistreicher Alter seine Haltung auf die Dauer behauptete. “Versuchen wir es also mit den Juden”—so klang die innere Stimme, durch welche der Geist auf die Seite der großen Bewegung gerufen wurde.