November 1882 - Februar 1883 5 [1-35]
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Es genügt nicht, etwas wieder gut zu machen: man muß sich selber wieder gut machen, sich selber wieder gut werden, z. B. durch eine kleine überflüssige Bosheit oder Wohlthat. Bevor man vergeben kann, muß man erst erleben, was einem angethan ist. Und bei tiefen Menschen dauern alle Erlebnisse lange. Es ist leichter seinem Feinde zu vergeben als seinem Freunde.
Ich soll vergeben? Aber ich mache dir nicht zum Vorwurfe, was du dir vorwirfst: wie könnte ich also vergeben?
Nicht daß du mich belogst, sondern daß ich dir nicht mehr glaubte hat mich erschüttert.
Aus seiner Erbitterung gegen einen Menschen macht man sich seine moralische Empörung zurecht—und bewundert sich dabei; und aus dem Müdewerden seines Hasses macht man sich die Vergebung zurecht—und bewundert sich noch einmal.
Er that mir Unrecht, das ist schlimm. Aber daß er nun gar noch sein Unrecht von mir abbitten will, das ist schlimmer, das ist zum Aus-der-Haut-fahren.
Hütet euch, den Einsiedler zu beleidigen! Der vergiebt nie! Der Einsiedler ist wie ein tiefer Brunnen—es ist leicht, einen Stein in ihn zu werfen. Wie aber willst du den Stein wieder herausholen, wenn er erst auf den Grund fiel?