Ende 1883 22 [1-8]
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Kam ich denn, um vor Taschendieben zu warnen und auf die Laster zu lästern?
Man verfolgt dich
Wohlan: so verfolge man mich gut: bisher war der Erfolg nur bei Gut-Verfolgten.
Sie werden ihres Hassens und Wüthens satt und haben auf einsamer Straße Licht-Gesichte, die ihnen zureden: “Warum nicht endlich lieben!” —
Es giebt eine so süße Wuth der Liebe!”
Ein Schiffbruch spie ihn ans Land, auf dem Rücken einer Welle kam er geritten in sein Land der Verheißung.
Bei Allem, was licht und stark und gut ist—dieser Gott — — —
Nächst jedem Kaufladen sah ich einen Saufladen: ihre Seele fröstelt, sie möchten Wärme finden bei gebrannten Weinen oder auch bei brennenden Weibern.
Wisse, für den Schaffenden ist Weisheit und Güte keine Eigenschaft, sondern ein Mittel und Zustand
der Widerspänstige, sich selber ein schlechter—Ehegespons
“Von Ohngefähr”—kein guter Adel, ob es schon der älteste ist.
Trompeter und andere Schmetterlinge
“Dein Schicksal hat dich etwas angesäuert—nun gehst du auf und schwillst über alle Ränder”—sagt der Narr zu Zarathustra.
Ihr nennt es Stelzen—aber es sind die starken Füße des Stolzes—lange Füße!
Knechtisch und geknickt, anbrüchig und anrüchig, vergrünt und vergrämt
“wie sollte ich nicht unter euch sein, wie Oel bei Wasser—immer obenauf!—man müßte uns schon arg durcheinander schütteln, daß es anders stünde” sagt Zarathustra zum Kapitän, der sich über seine Heiterkeit wundert.
was um euch wohnt, das wohnt sich bald euch an: Gewöhnung wird daraus. Und wo man lange sitzt, da wachsen Sitten.
die Siechen und Süchtigen
“So lobe ich mich selber für meinen Theil, und es soll mir genügen. Nun kam an euch die Reihe, mich zu loben.”
Es giebt Anstellige und Angestellte—aber es giebt auch Selbständige, die müssen sich selber stellen—oder sie fallen um.
— sie fallen über euch, gleich Bildsäulen von Halbgöttlichen!
Ich bin Zarathustra der Gottlose: der da spricht: wer ist gottloser denn ich? so will ich sein Jünger werden.
Immer mußte ein Solcher sich selber die Krone aufsetzen—immer fand er die Priester zu feig
Erzählen Abends um’s Feuer
gegen den Lärm—er schlägt Gedanken todt
mit einer Stimme, wie ein Schieferstift
überall hin, wo es krank und grindig ist, kriechen sie, gleich den Läusen—warum sollte man sie nicht knacken!
die größte Gefahr liegt hinter uns—dort hinaus, wo die glückseligen Inseln sind. Wir sind noch zur rechten Zeit aufgebrochen.
“Oder zu spät” sagte Zarathustra.
allen feigen Teufeln in euch fluchen, die gerne winseln und Hände falten und anbeten möchten.
Ziegen Gänse und andere Kreuzfahrer, geführt vom heiligen Geiste
“man wird dich noch aufschlitzen, Zarathustra: du siehst aus, wie einer, der Gold verschluckt hat”
Wehe, wer wollte ihnen Unterhaltung schaffen, wenn diese nicht mehr ihr Unterhalt wäre?
Sie müssen gegen das wilde Thier Hunger kämpfen—sonst wäre ihre Unterhaltung die eines wilden Thiers an—uns.
Ihre Langeweile wäre die Bruthenne hier
Gemein und gering genug für die kleinsten Vortheile, lesen sie auch noch den Kehricht guter Zufälle aus
Reich sind sie—aber ihre Augen bleiben Diebesaugen. Lumpenhändler. Aasvögel.
Mein Fluch—die Brüderschaft vom Haß und Blitzstrahl.
Ich ging den Ursprüngen nach: da entfremdete ich mich allen Verehrungen—es wurde fremd um mich und einsam.
Aber das Verehrende selber in mir—heimlich schlug es aus; da erwuchs mir der Baum, in dessen Schatten ich sitze, der Baum der Zukunft.
“Ich bin der Verehrer der Zukunft”
gut verfolgt, schlecht erwischt
faulichtes lauichtes schaumichtes Blut
den Wolf machtet ihr zum Hunde und den Menschen selber zu des Menschen Hausthier