Mai-Juni 1883 9 [1-59]
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Ihr wollt nichts davon hören, daß Einer über euren Köpfen wandelt. Und so legt ihr Holz und Erde und Unrath über eure Köpfe: so dämpft ihr die Rede meiner Schritte. Aller Menschen Fehl und Dumpfheit legt ihr zwischen mich und euch: Fehlboden heißt ihr das in euren Häusern. Aber trotzdem wandle ich über euren Gedanken, und sie sollen selber auf meinen Fehlern wandeln.
Ihr beschämt euch durch breite Treppen für göttlich Steigende: und so wie über euch sich hier die Bogen brechen und wider einander spielen — — —
Ihr legtet eure Sehnsucht dem fernen Monde in den Mund: auch über die Worte sehntet ihr euch hinweg und hinauf!
Jene nannten Gott, was ihnen widersprach: ihre Heldenart, den Menschen in sich also zu brechen: aber die Zeit ist um, daß der Mensch sich selber ans Kreuz schlug.
Alle die welche Schaffen, suchen nach neuen Sprachen: müde wurden sie einer abgelaufenen dünnen Zunge: zu lange schon wandelte der Geist auf diesen Sohlen.
Wenn Schönheit nicht zu eurer Nothdurft gehört, was ist mir eure Sucht zum Schönen!
Nicht die Sattheit, sondern die Schönheit soll das Ende des Verlangens sein
So wie ihr seid, seid ihr nur als Ruinen erträglich: und das was euch zu Grunde richtet, Blitz und Tropfenfall und Unkraut: euer Unglück und Ungemach Rechtfertigt euer Dasein,.
Mit Bergen sollt ihr bauen lernen: es ist noch wenig, Berge bloß zu versetzen.
Eure Sprüche “kleine Wahrheiten” in der Nähe des Sumpfes: und irgend ein kalter Frosch sitzt darin.