Sommer-Herbst 1884 26 [201-300]
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Die Grenzen des Menschen. Der Versuch zu machen, wie hoch und weit man den Menschen treiben kann:
— die Unlust am Menschen verleitete die Brahmanen, Plato usw. nach einer außermenschlichen göttlichen Daseinsform zu trachten—jenseits von Raum Zeit Vielheit usw. Die Unlust bezog sich auf das Inconstante, Täuschende, Wechselnde, “Stinkende” usw. Thatsächlich gab den Anlaß zur Lösung 1) die Ecstase 2) der tiefe Schlaf.
— nun könnte aber auch einmal das Lust- und Machtgefühl des Menschen nach einer weiteren Daseinsform trachten—eine Denkweise suchen, welche auch dem Inconstanten, Täuschenden, Wechselnden usw. sich gewachsen fühlte—die schaffende Lust. Grundsatz dabei: das Unbedingte kann nicht das Schaffende sein. Nur das Bedingte kann bedingen.
— Thatsächlich ist die vorhandene Welt, die uns etwas angeht, von uns geschaffen—von uns d. h. von allen organischen Wesen—sie ist ein Erzeugniß des organischen Prozesses, welcher dabei als produktiv-gestaltend, werthschaffend erscheint. Von ihm als Ganzem aus gesehen: ist alles Gut und Böse nur perspektivisch für Einzelnes oder einzelne Theile des Prozesses; im Ganzen aber ist alles Böse so nothwendig wie das Gute, der Untergang so nothwendig wie das Wachsthum
— die Welt des Unbedingten, wenn es existirte, wäre das Unproduktive.
aber man muß endlich begreifen, daß Existent und Unbedingt widersprechende Prädikate sind.