Sommer-Herbst 1884 26 [201-300]
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Die neue Rangordnung.
Vorrede zur Philosophie der ewigen Wiederkunft.
Immer strenger fragen: für wen noch schreiben?— Für Vieles von mir Gedachte fand ich keinen reif; und Zarathustra ist ein Beweis daß Einer mit der größten Deutlichkeit reden kann, aber von Niemandem gehört wird.— Ich fühle mich im Gegensatz zur Moral der Gleichheit.
| Die Ungleichheit der Menschen | ì ï ï ï ï ï í ï ï ï ï ï î | 1. 2. | Führer und Heerde. (Bedeutung des Isolirten) Ironie gegen Moralisten Vollständige Menschen und Bruchstücke (Problem des Weibes z. B., auch des wissenschaftlichen Menschen) Gerathene und Missrathene (letztere vielleicht die höheren in der Anlage, auch bei Völkern und Rassen. Problem: indogermanisch und—semitisch, letztere süden-näher NB. religiöser, würdevoller mehr raubthier-Vollkommenheit, weiser—erstere muskelkräftiger kälter gröber schwerer, verderbbar) Schaffende und “Gebildete” (“höhere Menschen” allein die Schaffenden) |
| Die Ungleichheit der Schaffenden | ì ï ï ï ï ï ï ï ï í ï ï ï ï ï ï ï ï î | 5. 6. 7. 8. 9. | Die Künstler (als die kleinen Vollender) aber in allen Werthschätzungen abhängig. Die Philosophen (als die Umfänglichsten, die Überblicker, Beschreiber im Großen) (aber in allen Werthschätzungen abhängig), schon sehr viel mißrathener. Die Heerden-Bildner (Gesetzgeber), die Herrschenden, ein sehr mißrathener Typus (sich zum Werthmesser nehmend, kurze Perspective) Die Werthe-Setzenden (Religionsstifter) äußerstes Mißrathen und Fehlgreifen. Ein fehlender Typus: der Mensch, welcher am stärksten befiehlt, führt, neue Werthe setzt, am umfänglichsten über die ganze Menschheit urtheilt und Mittel zu ihrer Gestaltung weiß—unter Umständen sie opfernd für ein höheres Gebilde. Erst wenn es eine Regierung der Erde giebt, werden solche Wesen entstehen, wahrscheinlich lange im höchsten Maaße mißrathend. |
| Die Ungleichheit der höheren Menschen | ì ï ï ï ï ï ï ï ï í ï ï ï ï ï ï ï ï ï î | 10. | Das Gefühl der Unvollkommenheit, höher oder schwächer, unterscheidet (Werth der “Sündengefühle” Das Gefühl nach Vollkommenem hin, als Bedürfniß vorherrschend (Werth der Frommen, der Einsiedler, Klöster, Priester) Die Kraft, etwas Vollkommenes irgend worin gestalten zu können (Werth der “schönen Seelen,” der Künstler, der Staatsmänner) (Dionysische Weisheit) Die höchste Kraft, alles Unvollkommene, Leidende als nothwendig (ewig-wiederholenswerth) zu fühlen aus einem Überdrange der schöpferischen Kraft, welche immer wieder zerbrechen muß und die übermüthigsten schwersten Wege wählt (Princip der größtmöglichsten Dummheit, Gott als Teufel und Übermuth-Symbol) Der bisherige Mensch als Embryon, in dem sich alle gestaltenden Mächte drängen—Grund seiner tiefen Unruhe — — — — der schaffendste als der leidendste? |