Sommer-Herbst 1884 26 [201-300]
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Alle welche etwas repräsentiren z. B. Fürsten Priester usw. müssen so und so zu scheinen suchen, wenn sie nicht so und so sind—das geschieht fortwährend in den kleinsten Verhältnissen, denn im Verkehr mit Menschen repräsentirt Jeder immer Etwas, irgend einen Typus—darauf beruht der menschliche Verkehr, daß Jeder sich möglichst eindeutig, gleichdeutig benimmt: damit nicht zu viel Mißtrauen nöthig ist (eine Vergeudung geistiger Kraft!)
Man stellt sich in Verhältnisse, wo unsre geistige Aufmerksamkeit und Vorsicht nicht allzusehr angespannt wird—und schimpft, wenn es anders ist, gegen Jeden, der uns dazu zwingt.
Die großen Unruhe- Mißtrauen-stifter, die uns zwingen alle Kräfte zusammenzunehmen, werden furchtbar gehaßt—oder man unterwirft sich ihnen blindlings (es ist dies eine Ausspannung für beunruhigte Seelen —
— um keine solche souveränen Schrecklichen zu haben, erfindet man Democratie, Ostracismus, Parlamentarismus,—aber die Sache liegt in der Natur der Dinge.
Wenn der Abstand der Menschen sehr groß von einander ist—so bilden sich Formen darnach.
Daß die hochbegabten Naturen gehorchen lernen, ist schwer; denn nur höher begabten und vollkommeneren Naturen gehorchen sie, aber wie, wenn es diese nicht giebt!