Juli-August 1888 18 [1-17]
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Die Tschandala sind obenauf; voran die Juden. Die Juden sind im unsichern Europa die stärkste Rasse: denn sie sind dem Rest durch die Länge ihrer Entwicklung überlegen. Ihre Organisation setzt ein reicheres Werden, eine gefährlichere Laufbahn, eine größere Zahl von Stufen voraus, als alle andren Völker aufweisen können. Aber das ist beinahe eine Formel für Überlegenheit.— Eine Rasse, wie sonst irgend ein organisches Gebilde, kann nur wachsen oder zu Grunde gehn; es giebt keinen Stillstand. Eine Rasse, die nicht zu Grunde gegangen ist, ist eine Rasse, die immerfort gewachsen ist. Wachsen heißt vollkommen werden. Die Dauer im Dasein einer Rasse entscheidet mit Nothwendigkeit über die Höhe ihrer Entwicklung: die älteste muß die höchste sein.— Die Juden sind im unbedingten Sinn gescheut; einem Juden zu begegnen kann eine Wohlthat sein. Man ist übrigens nicht ungestraft gescheut; man hat damit leicht die Andern gegen sich. Aber der große Vortheil bleibt doch den Gescheuten.— Ihre Gescheutheit hindert die Juden, auf unsere Weise närrisch zu werden: zum Beispiel national. Es scheint, sie sind ehemals zu gut geimpft worden, ein wenig blutig selbst, und dies unter allen Nationen: sie verfallen nicht leicht mehr unsrer rabies, der rabies nationalis. Sie sind heute selbst ein antidoton gegen diese letzte Krankheit der europäischen Vernunft.— Die Juden allein haben im modernen Europa an die supremste Form der Geistigkeit gestreift: das ist die geniale Buffonerie. Mit Offenbach, mit Heinrich Heine ist die Potenz der europäischen Cultur wirklich überboten; in dieser Weise steht es den andren Rassen noch nicht frei, Geist zu haben. Das grenzt an Aristophanes, an Petronius, an Hafis.— Die älteste und späteste Cultur Europa’s stellt jetzt ohne Zweifel Paris dar; l’esprit de Paris ist deren Quintessenz. Aber die verwöhntesten Pariser, solche wie die Goncourt, haben keinen Anstand genommen, in Heine eine der drei Spitzen des esprit Parisien selbst zu erkennen: er theilt die Ehre mit dem prince de Ligne und dem Neapolitaner Galiani.— Heine hatte Geschmack genug, um die Deutschen nicht ernst nehmen zu können; dafür haben ihn die Deutschen ernst genommen, und Schumann hat ihn in Musik gesetzt—in Schumannsche Musik! “Du bist wie eine Blume” singen alle höheren Jungfrauen.— Heute macht man Heine in Deutschland ein Verbrechen daraus, Geschmack gehabt zu haben—gelacht zu haben: die Deutschen selbst nämlich nehmen sich heute verzweifelt ernst. —