Juli-August 1888 18 [1-17]
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— “Wenn wir uns, aus dem Instinkt der Gemeinschaft heraus, Vorschriften machen und gewisse Handlungen verbieten, so verbieten wir, wie es Vernunft hat, nicht eine Art zu “sein”, nicht eine “Gesinnung”, sondern nur eine gewisse Richtung und Nutzanwendung dieses “Seins”, dieser “Gesinnung”. Aber da kommt der Ideologe der Tugend, der Moralist und sagt “Gott sieht das Herz an! Was liegt daran, daß ihr euch bestimmten Handlungen enthaltet? Ihr seid darum nicht besser!”— Antwort: wir wollen auch gar nicht besser sein, mein Herr Langohr und Tugendsam, wir sind sehr zufrieden mit uns,—wir wollen uns nur nicht unter einander Schaden thun, und deshalb verbieten wir gewisse Handlungen in einer gewissen Rücksicht, nämlich auf uns, während wir dieselben Handlungen, vorausgesetzt, daß sie sich auf unsere Gegner—auf Sie zum Beispiel—beziehn, nicht genug zu ehren wissen. Wir erziehn unsere Kinder auf sie hin, wir züchten sie groß. Wären wir von jenem “gottwohlgefälligen” Radikalismus, den uns Ihr heiliger Aberwitz anempfiehlt, wären wir Mondkälber genug, nicht nur Handlungen, sondern die Voraussetzung dazu, unsere “Gesinnung” zu verbieten, so beschnitten wir uns an unseren Tugenden, an dem, was unsere Ehre, unseren Stolz ausmacht. Und damit nicht genug. Indem wir unsere “Gesinnung” abschafften, würden wir durchaus nicht “besser” werden,—wir würden gar nicht mehr vorhanden sein, wir hätten uns selber damit abgeschafft ... Sie sind bloß ein Nihilist ...,