Frühjahr-Sommer 1874 34 [1-48]
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Jeder Augenblick des Lebens will uns etwas sagen, aber wir wollen nicht hören; wir fürchten uns, wenn wir allein und stille sind, dass uns etwas in das Ohr geraunt werde—und so hassen wir die Stille und betäuben uns durch Geselligkeit. Der Mensch weicht nach Kräften dem Leiden aus, aber noch mehr dem Sinne des erlittenen Leidens, in immer neuen Zielen sucht er das dahinten-Liegende zu vergessen. Wenn der Arme und Geplagte sich gegen das Schicksal aufbäumt, welches ihn gerade an diese rauheste Küste des Daseins warf, so weicht er dem tiefen Auge aus, das ihn aus der Mitte seines Leides fragend ansieht: als ob es sagen wollte: ist es dir nicht leichter gemacht, das Dasein zu begreifen? Selig sind die Armen!— Und wenn die scheinbar Beglückteren thatsächlich von der Unruhe und Flucht vor sich selbst verzehrt werden, um die natürliche böse Beschaffenheit der Dinge, des Staates zum Beispiel oder der Arbeit oder des Eigenthums, durchaus nicht zu sehen—wem könnten sie Neid erregen!
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Wenn man zum Beispiel an das grausame Gesetz der “Arbeit” denkt, unter welchem die gesammte Masse der Menschheit, mit zählbaren Ausnahmen, sich verzehrt — — —
So redet man überall mit — — —