Sommer-Herbst 1884 26 [301-400]
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Das Problem der Wahrhaftigkeit. Das Erste. und Wichtigste ist nämlich der Wille zum Schein, die Feststellung der Perspectiven, die “Gesetze” der Optik d. h. das Setzen des Unwahren als wahr usw.
Das Problem der Gerechtigkeit. Das Erste und Mächtigste ist nämlich gerade der Wille und die Kraft zur Übermacht. Erst der Herrschende stellt nachher “Gerechtigkeit” fest d. h. er mißt die Dinge nach seinem Maaße; wenn er sehr mächtig ist, kann er sehr weit gehen im Gewährenlassen und Anerkennen des versuchenden Individuums
Das Problem des Mitleidens. Erst ein tiefer Instinkt der Grausamkeit, ein Genuß an fremden Leiden, muß großgezüchtet sein. Denn vorerst ist die ungeheure Indifferenz gegen alles “Außer-uns” da. Die Mitempfindung feinerer Art ist eine abgeschwächte Grausamkeit.
Das Problem des guten Menschen. Der Heerden-Mensch, der die Eigenschaften, welche social machen, vorzieht und lobt. Die entgegengesetzten Eigenschaften werden von herrschenden Menschen geschätzt, nämlich an ihrem eigenen Wesen: Härte, kaltes Blut, kalter Blick, kein Entgegenkommen, Thatsachen-Blick, Blick für große Fernen und nicht für das Nächste und den Nächsten usw.