Sommer-Herbst 1884 26 [301-400]
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Die intellektuelle Charakterlosigkeit
Als Richard Wagner mir gar von dem Genusse zu sprechen begann, den er dem christlichen Abendmahle (dem protestantischen) abzugewinnen wisse, da war es aus mit meiner Geduld. Er war ein großer Schauspieler: aber ohne Halt, und inwendig die Beute von allen Sachen, welche stark berauschen. Er hat alle Wandlungen durchgemacht, welche die guten Deutschen seit den Tagen der Romantik durchgemacht haben: Wolfsschlucht und Euryanthe, Schauer-Hoffmann, dann “Emancipation des Fleisches” und Durst nach Paris, dann den Geschmack für große Oper, für Meyerbeersche und Bellinische Musik, Volkstribune, später Feuerbach und Hegel—die Musik sollte aus der “Unbewußtheit” heraus, dann die Revolution, dann die Enttäuschung, und Schopenhauer, und eine Annäherung an deutsche Fürsten, dann Huldigungen vor Kaiser und Reich und Heer, dann auch vor dem Christenthum, welches seit dem letzten Kriege und seinen vielen “Todtenopfern” wieder in Deutschland zum guten Geschmack gehört—, mit Verwünschungen gegen die “Wissenschaft.”