Sommer-Herbst 1884 26 [1-100]
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Kant sagt p. 19 R[osenkranz], “der moralische Werth einer Handlung liege durchaus nicht in der Absicht, in der sie geschah, sondern in der Maxime, die man befolgte.” “Wogegen (Schopenhauer Grundlage der Moral p. 134) ich zu bedenken gebe, daß die Absicht allein über moralischen Werth oder Unwerth einer That entscheidet, weshalb die selbe That, je nach ihrer Absicht, verwerflich oder lobenswerth sein kann” usw. [Vgl. Arthur Schopenhauer, Sämmtliche Werke. Hrsg. von Julius Frauenstädt. Bd. 4: Schriften zur Naturphilosophie und zur Ethik. Die beiden Grundprobleme der Ethik. Preisschrift über die Grundlage der Moral. Leipzig: Brockhaus, 1874:134.]
ego: aber was er mit der That wollte, ob dies lobens- oder tadelnswerth ist, hängt doch von der Maxime ab, die der Lobende oder Tadelnde hat, und folglich von der Beurtheilung der Maxime, nach welcher der Handelnde gehandelt hat: ist es nämlich nicht die gleiche, so empört sich der gewöhnliche Mensch gegen den Handelnden, er setzt aber voraus, daß er gleich die Handlungen schätzt. Kant hat Recht, daß weil es verschiedene Maximen giebt, und von verschiedenem moralischen Werthe, der Werth einer Handlung zuletzt immer zur Frage nach dem Werthe der ihr zu Grunde liegenden Maxime zurückführt.
Sch[openhauer] ist ebenso sicher zu wissen, was gut und böse ist, wie Kant—das ist der Humor der Sache.