Frühjahr 1884 25 [1-100]
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Als es mit der besten Zeit Griechenlands vorbei war, kamen die Moral-Philosophen: von Sokrates an nämlich sind alle griechischen Philosophen zuerst und im tiefsten Grunde Moral-Philosophen. Das heißt: sie suchen das Glück—schlimm, daß sie es suchen mußten! Philosophie: das ist von Sokrates an jene höchste Form of Klugheit, welche sich nicht vergreift beim persönalichen Glück. Haben sie wohl viel davon gehabt? Wenn ich denke, daß der Gott Plato’s ohne Lust und Schmerz ist und der höchste Weise sich ihm nähert: so ist das ein persönliches Urtheil: Plato empfand das volle Gleichgültigsein als seine größte Wohlthat: sie wurde ihm wohl selten genug zu Theil! Aristoteles dachte sich seinen Gott als rein erkennend, ohne jegliches Gefühl von Liebe: und er selber hatte wohl so seine besten Augenblicke, wenn er kalt und hell (und freudig) den wollüstigen Schwindel der höchsten Allgemeinheiten genoß. Die Welt als System empfinden und das als Gipfel dees menschlichen Glücks: wie verräth sich da der schematische Kopf! Und Epikur: was genoß er denn, als daß der Schmerz aufhörte—das ist das Glück eines Leidenden und auch wohl Kranken.