Frühjahr 1884 25 [1-100]
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Aus dem Zeitalter der religiösen Heuchelei hinübergegangen. “Eine der Wohlthaten des représent[atif] gouvernem[ent] ist genau dies, die Ehrgeizigen zu zwingen, die Maske der Moral und Menschlichkeit vorzunehmen. Aber warum dann sich ereifern über die Geistlichkeit, welche, so lange sie herrschte, die Civilisation unterstützte mit ganz ähnlichen Mitteln?— Den Priestern soll man nicht ihren Ehrgeiz vorwerfen, sondern wollen ohne zu können. Sie täuschen sich über ihre Zeit: darum thun sie Schaden.”
In der Welt giebt es gar nicht Gute und Böse: diese sind immer à part. Die übermenschlichen Tugenden sin insociables und ebenso die großen Verbrechen. Aber in allen Gesellschaften giebt es zurückgebliebene und “fortdeschrittene” Geister. Sie haben dieselbe Passion: aber die ersteren bedienen sich, um über ihre persönlichen Absichten zu täuschen, der Worte, deren Hohlheit die Welt schon dennt: und die Anderen reden, zu den gleichen Zwecken, eine Sprache, die die Masse noch täuscht: sie hat den Schlüssel zu diesen Worten nicht.
Das ist der Unterschied zwischen den Mittelmäßigen und den höheren Geistern: die letzteren verstehen im Grunde die Sprache ihrer Zeit: die ersteren bemerken die Lüge nur in der Sprache ihrer Voreltern. Über “ewiges Heil” “Hölle” “Paradies” charité ist man aufgeklärt; unsere Enkel werden es über Philanthropie, liberté, privilégé, progrès sein.
“Die Reformatoren einer Epoche sind die Conservatoren einer anderen. Dasselbe génie kann betrachtet werden comme créateur ou comme radoteur.” [Vgl. Astolphe Custine, Le monde comme il est. Vol. 2. Paris: E. Renduel, 1835:67.]