September-Oktober 1888 22 [1-29]
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Das Kunststück meines Lebens liegt in der Bescheidenheit,—in dem Willen, in der Kraft dazu, sich klein zu machen .. Nicht sich klein zu stellen: sondern gleichsam Etwas zu vergessen, von sich ablösen, eine Distanz schaffen in sich—anders ausgedrückt: im Bewußtsein vollkommener Freiheit [ — — — ] die Aufgabe, der Wille, der unbarmherzige Instinkt, den sie bedingt ...
Das Kunststück war, das viele Arme, Schwache, Leidende meines Lebens mir zu Hülfe zu nehmen, um an einer großen Aufgabe nicht zu Grunde zu gehn:—mich gleichsam zu zertheilen—und die andere Hälfte übrigbehalten zur Freundlichkeit, Menschenfreundlichkeit, Geduld, Zugänglichkeit für alles Kleine und Kleinste. Es ist auch die Seite, wo ich raffinirt und klug bin in Dingen des Genießens,—ein guter Leser, ein guter Hörer ... Hier gefallen mir auch Dinge, die vielleicht eine große Liberalität in der Güte noch mehr verlangen als eine feinere Intelligenz; z.B. Petronius, auch Heinrich Heine, Offenbach mit seinen unsterblichen Tricks ...
Gegen die Thatsache, daß fast jede Berührung mit Menschen mir den Begriff vom Thier mit unfreiwilligem Humor gab, erwuchs bei mir nicht gerade eine Geringschätzung: ich habe mich in allen Fällen, wo eine Art Rancune oder Ferocität gegen mich zu Tage [trat], bemüht, irgend etwas [ — — — ] zu thun, um eine Erinnerung damit auszuwischen.