Winter 1869-70 - Frühjahr 1870 3 [1-95]
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Welches war die Absicht des Willens? der doch zuletzt einer ist. Der tragische Gedanke, Rettung vor der Wahrheit durch die Schönheit, unbedingte Unterwerfung unter die Olympischen aus entsetzlichster Erkenntniß, wurde jetzt in die Welt gebracht. Damit gewann der Wille wieder eine neue Möglichkeit zu sein: das bewußte Wollen des Lebens im Individuum, nach dem tragischen Gedanken natürlich nicht direkt, sondern durch die Kunst.
Darum kommt jetzt eine neue Kunst, die Tragödie.
Die Lyrik bis zu Dionysus und der Weg zur apollinischen Musik.
Verzauberung: das Leiden tönt, im Gegensatz zum Handeln des Epos: das “Bild” der apollinischen Kultur wird durch Verzauberung vom Menschen dargestellt.
Es giebt keine Bilder mehr, sondern Verwandlungen. Alles Übermäßige soll sich austönen.
Der Mensch soll vor der Wahrheit schaudern: eine Heilung des Menschen soll erzielt werden: Ruhigwerden durch Austobenlassen, Sehnsucht nach dem Scheine durch schreckliche Erschütterungen.
Die olympische Götterwelt ändert sich zur ethischen Weltordnung. Der arme Mensch wirft sich vor ihr nieder.