Winter 1869-70 - Frühjahr 1870 3 [1-95]
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Der Selbstmord ist philosophisch nicht zu widerlegen. Er ist das einzige Mittel, von dieser augenblicklichen Configuration des Willens loszukommen. Warum sollte es nicht erlaubt sein, etwas wegzuwerfen, was das zufälligste Naturereigniß minutlich zertrümmern kann? Ein kalter Lufthauch kann tödtlich sein: ist eine Laune, die das Leben wegwirft, nicht immer noch rationeller als so ein Lufthauch? Es ist doch nicht das absolut Dumme, das es wegwirft.
Die Hingabe an den Weltprozeß ist eben so dumm als die individuelle Willensverneinung, weil ersterer bloß ein Euphemismus für Prozeß der Menschheit ist und mit deren Absterben für den Willen gar nichts gewonnen ist. Eine Menschheit ist etwas eben so Kleines wie das Individuum.— Wenn der Selbstmord auch nur ein Experiment ist! Warum nicht!
Zudem hat die Natur dafür gesorgt, daß nicht zu viele zu dieser That schreiten und die wenigsten aus reiner Erkenntniß des “Alles ist eitel.”— Die Natur verstrickt uns nach allen Seiten: die Pflichten, die Dankbarkeiten, alles dies sind Schlingen des allmächtigen Willens, in denen er uns fängt.