Sommer 1875 6 [1-51]
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Der Tyrann, der thun kann wozu er Lust hat, d. h. der Grieche, der durch keine Gewalt in Schranken gehalten wird, ist ein ganz maassloses Wesen: “er stürzt die Gebräuche des Vaterlands um, thut den Weibern Gewalt an und tödtet Menschen nach Willkür.” [Vgl. George Grote, Geschichte Griechenlands. Aus dem Englischen übertragen von Nicolaus Napoleon Wilhelm Meißner, Dr. phil. und vom sechsten Bande an fortgesetzt von Eduard Höpfner. Bd. 2. Leipzig: Dyk, 1851: 11-12. S. Nietzsche's Library. New Sources of Nietzsche's Reading: George Grote.] Ebenso zügellos ist der tyrannische Freigeist, vor dem die Griechen ebenfalls Angst haben. Königshass—Zeichen der demokratischen Gesinnung. Ich glaube: die Reformation wäre möglich gewesen, wenn ein Tyrann ein Empedocles gewesen wäre.
Plato sprach mit seiner Forderung des Philosophen auf dem Throne einen ehemals möglichen Gedanken aus: er fand den Einfall, nachdem die Zeit, ihn zu verwirklichen, vorüber war. Periander? —