Herbst 1880 6 [1-100]
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Die Menschheit hat kein Ziel, ebenso wenig wie die Saurier eins hatten, aber sie hat eine Entwicklung: d. h. ihr Ende ist nicht mehr bedeutend als irgend ein Punkt ihres Weges! NB. Folglich kann man das Gute nicht so bestimmen, daß es das Mittel zum “Ziel der Menschheit” wäre. Wäre es das, was die Entwicklung möglichst verlängerte? Oder was den Höhepunkt am höchsten brächte (zwischen auf- und absteigen, werden und vergehen)? Aber dies setzte schon wieder ein Maß für den Höhepunkt voraus! Und warum möglichst lang? Auch das setzt ein Gutes voraus z. B. die Lust des Daseins.— Möglichst viel Lust als Ziel? Aber damit kann man nicht einmal sein Einzelleben dirigiren, denn wir kennen die Quellen der Lust, die Triebe, nicht in Bezug auf ihre innersten Bedürfnisse z. B. ob möglichst viel Lust nicht auch eine ungeheure Unlust voraussetzt?— Oder möglichst wenig Unlust in der Entwicklung?— Darauf strebt jetzt alles hin—aber dies heißt auch eine möglichst unkräftige Entwicklung, eine allgemeine Selbstschwächung, ein blasses Abschiednehmen von der bisherigen Menschheit, bis an die Grenze, wo die Thiere wieder über uns Herr werden! Der matte Dusel ist über dies kein Ideal, welches große Opfer zu veranlassen vermöchte—und doch wäre ein ungeheures Verzichtleisten zu fordern, wenn die Menschheit auf dieses Niveau steigen sollte! Es könnte dies aber wohl, ohne ein Ziel des Strebens zu sein, doch einmal das Ende sein! Oder ein irregewordener Stern erbarmt sich der Menschheit dann!