Winter 1884-85 32 [1-22]
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Das Zeichen.
Des Morgens aber nach dieser Nacht sprang Zarathustra von seinem Lager auf, gürtete sich die Lenden und kam heraus aus seiner Höhle, glühend und froh, wie die Morgensonne, die aus dunklen Bergen kommt.
“Sie schlafen noch, rief er, während ich wache—das sind nicht meine rechten Gefährten, diese höheren Menschen.
Höhere als sie müssen kommen, Hochgemuthere, Freiere, Hellere—lachende Löwen müssen zu mir kommen: was geht mich all dies kleine kurze wunderliche Elend an!
Deß warte ich nun, deß warte ich nun”—und indem Zarathustra so sprach, setzte er sich nachdenklich auf den Stein vor seiner Höhle.
“Wer soll der Erde Herr sein? so begann er wieder. Nun! Diese da wahrlich nicht—lieber noch zerschlüge ich Diese da mit meinem Hammer. Ich selber aber bin ein Hammer.
Sie halten es gerade auf der Erde aus, wenn man sie mit Erdenlust lüstern macht, ihnen herzhaft zuspricht. Wie! auf dieser Erde es nur—aushalten? Um der Erde Willen schäme ich mich solcher Reden.
Lieber will ich doch wilde böse Thiere um mich als diese zahmen Mißrathenen; wie selig will ich sein, wieder die Wunder zu sehen, die heiße Sonne ausbrütet —
— alle die reifen und wohlgerathenen Thiere, deren die Erde selber stolz ist. Mißrieth ihr der Mensch bisher? Wohlan! Aber der Löwe gerieth.”
Und wieder versank Zarathustra in ferne Gedanken und Länder und in das Schweigen, das auch dem eignen Herzen aus dem Wege geht und keinen Zeugen hat.