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Herbst 1869 1 [1-114]
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| II. | In Socrates der naive Rationalismus in dem Ethischen. Alles muß bewußt sein, um ethisch zu sein. | |
| II. | Euripides ist der Dichter dieses naiven Rationalismus. Feind allem Instinktiven, sucht er das Absichtliche und Bewußte. Die Leute sind, wie [sie] sprechen, nicht mehr. | |
| II. | Die Figuren des Sophokles und Aeschylus sind viel tiefer und größer als ihre Worte: sie stammeln über und von sich. | |
| II. | Euripides schafft sich die Gestalten, indem er sie anatomisch entstehn läßt: es giebt nichts Verborgenes in ihnen. | |
| II. | Sokrates ist in der Ethik dasselbe was Demokrit in der Physik ist: eine begeisterte Engherzigkeit, eine enthusiastische Oberflächlichkeit: doch spricht die Urtheile von “engherzig” und “oberflächlich” erst die deutsche Nachwelt, die instinktiv reicher und stärker ist als die hellenische: der Fanatiker der Erkenntniss. | |
| II. | Euripides ist der erste Dramatiker, der einer bewußten Aesthetik folgt. | |
| II. | Die Mythologie des Euripides als die idealistische Projection eines ethischen Rationalismus. | |
| II. | Euripides hat von Socrates die Vereinzelung des Individuums gelernt. |