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Herbst 1873 - Winter 1873-74 30 [1-38]
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BEDRAENGNISS der PHILOSOPHIE
A. Noth der Zeit, Anforderungen an den Philosophen.
- Hast.
- Kein Bauen fürs Ewige (die neuen Häuser).
- Die mattgewordene Religion.
- Medicinische Moral. Naturalismus.
- Geschwächte Logik (durch Historie, Naturwissenschaft).
- Mangel an Erziehern.
- Unnütze und gefährliche Complicirtheit von Bedürfnissen, Pflichten.
- Vulkanischer Grund.
B. Angriffe auf die Philosophie.
- Misstrauen der strengeren Methoden.
- Die Geschichte nimmt den Systemen das Gültige.
- Die Kirche hat die populäre Einwirkung an sich gerissen.
- Der Staat verlangt Leben im Augenblick.
C. Bild der Philosophen.
- Matt—Excess des Denkens wirkungslos (Kleist).
- Sie finden den Punkt, wo das Gelehrte beginnt.
- Pfaffenstreit.
- Urzeiten.
- Mangel der sittlichen grossen Vorbilder.
- Conflikt zwischen Leben und Denken überall geduldet.
- Mangelhafte Logik.
- Die unsinnige Erziehung der Studenten.
- Das Leben der Philosophen und ihre Genesis.
| D. | Philosophie—ob sie Fundament einer Kultur sein kann? Ja—aber jetzt nicht mehr: sie ist zu sehr verfeinert und zugespitzt, man kann sich nicht mehr daran halten. Thatsächlich hat die Philosophie sich in den Strom der jetzigen Bildung hineinziehn lassen: sie beherrscht ihn gar nicht. Bestenfalls Wissenschaft geworden (Trendelenburg). Bild Schopenhauers. Gegensatz seiner eudämonologischen Praxis (der Weltklugheit überreifer Zeiten wie der Spanier) und seiner nur geschauten tiefern Philosophie. Von zwei Seiten aus verurtheilt er die Gegenwart. Ich sehe einstweilen keine andre Möglichkeit, als für die Praxis die Weltklugheit Schopenhauer’s, für die tiefern Bedürfnisse die Weisheit. Wer nicht in diesem Widerspruche leben will, der muss für eine verbesserte Physis (Cultur) kämpfen. |