Herbst 1873 - Winter 1873-74 30 [1-38]
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1. Welche Wirkung hat die Philosophie jetzt auf die Philosophen geübt?— Sie leben so wie alle anderen Gelehrten, selbst Politiker. Schopenhauer ist schon eine Ausnahme. Sie zeichnen sich durch keine Sitten aus. Sie leben um’s Geld. Die fünf Denker der Augsburger Allgemeinen. [Ulrici, Carrière, Fichte, Jakob Frohschammer (1821-93), Johann N. Huber (1830-78).] Man betrachte das Leben ihrer höchsten Exemplare, Kant und Schopenhauer—ist das das Leben von Weisen? Es bleibt Wissenschaft: sie stehen zu ihrem Werke als Artisten, daher bei Schopenhauer die Begierde nach Erfolg. Es ist bequem, Philosoph zu sein: denn niemand macht an sie Ansprüche. Die erste Nacht des Diogenes. Sie beschäftigen sich mit lauter apices: Sokrates würde verlangen, dass man die Philosophie wieder zu den Menschen herab hole; es giebt keine oder eine ganz schlechte Popularphilosophie. Sie zeigen alle Untugenden der Zeit, die Hast voran, und schreiben darauf los. Sie schämen sich nicht zu lehren, sehr jung bereits.
Welche Wirkung der Philosophie verspürt man bei den Zöglingen der Philosophen, ich meine bei den Gebildeten? Es fehlt uns der beste Stoff der Unterhaltung, die feinere Ethik. Rameau’s Neffe. [Vgl. Johann Wolfgang von Goethe, Rameau’s Neffe. Ein Dialog von Diderot. In: Goethe's sämmtliche Werke in vierzig Bänden. Bd. 29. Stuttgart; Augsburg; Tübingen: J. G. Cotta, 1856.]
Überwucherung der aesthetischen Gesichtspuncte für die Betrachtung der Grösse, des Lebens.