März 1875 3 [1-76]
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Strengere Religionen fordern, dass der Mensch seine Thätigkeit nur als ein Mittel eines methaphysischen Planes verstehe: eine misslungene Wahl des Berufs lässt sich dann als Prüfung des Individuums zurechtlegen. Religionen nehmen nur das Heil des Individuums in’s Auge: ob das nun Sclave oder Freier, Kaufmann oder Gelehrter ist, sein Lebensziel liegt nicht in seinem Berufe und deshalb ist eine falsche Wahl kein grosses Unglück. Dies diene, die Philologen zu trösten; aber nackte Einsicht für die ächten Philologen: was wird aus einer Wissenschaft, die von solchen 99 betrieben wird? Diese, eigentlich ungeeignete Majorität legt sich die Wissenschaft zurecht und stellt an sich die Forderung nach den Fähigkeiten und Neigungen der Majorität: sie tyrannisirt damit den eigentlichen Befähigten, jenen Hundertsten. Hat sie die Erziehung in den Händen, so erzieht sie bewusst oder unbewusst nach dem eigenen Vorbilde: was wird da aus der Klassicität der Griechen und Römer!
Zu beweisen
| A) | das Missverhältniss zwischen Philologen und den Alten. | |
| B) | die Unfähigkeit der Philologen, mit Hülfe der Alten zu erziehen. | |
| C) | die Fälschung der Wissenschaft durch die Unfähigkeit der Majoritäten, die falschen Anforderungen, Verleugnung der eigentlichen Ziele dieser Wissenschaft. |