Frühjahr 1880 bis Frühjahr 1881 10 [1-101]
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Die Eigenschaften eines Dinges erregen unsere Empfindungen z. B. daß es grau ist, und die Gestalt, die Art von Bewegung, vor allem sein Vorhandensein als Körper und Substanz—alles ist mit Lust- und Unlustempfindungen und folglich mit Vertrauen, Neigung, Lust zur Annäherung oder Furcht usw. verknüpft. Dasselbe Ding kann uns vermöge seiner verschiedenen Eigenschaften anziehen und Furcht einflößen.— Daß seine Eigenschaften aber solche Empfindungen erregen, das ist Urtheil—und dies Urtheil setzt Erfahrungen voraus und Glauben an Gleichheit in den Erfahrungen. Zuletzt aber setzt auch die älteste Erfahrung wieder Urtheil voraus, also Auslegung eines Reizes, so daß er entweder lust- oder schmerzvoll ist. “Vermehrt dieser Reiz unsere Kraft oder vermindert er sie?” Kurz, ein Urtheil ist die Quelle, daß Kraftgefühl dabei entsteht oder sich vermindert.— Also die Wirkungen der Dinge sind zuletzt angenehm oder unangenehm, je nachdem wir an die Förderung unserer Kraft dabei glauben oder nicht. Dieser Glaube aber kann nicht wieder auf Erfahrung zurückgehen, sondern müßte—aus dem dabei entstehenden Kraftgefühl seinen Ursprung nehmen. Man glaubt an Kraft, wo man das Kraftgefühl hat. Kraftgefühl gilt als Beweis von Kraft. Nach diesem Beweis wandelt sich die Reizempfindung in Lust:—also: Alle Eigenschaften eines Dinges sind in Wahrheit Reize in uns, welche theils das Kraftgefühl mehren, theils es vermindern: jedes Ding ist eine Summe von Urtheilen (Befürchtungen, Hoffnungen, einiges flößt Vertrauen ein, anderes nicht) je mehr wir nun die Physik kennen, um so weniger phantastisch wird diese Summe von Urtheilen (die falschen Subsumirungen fallen weg z. B. alles was schwarz ist, ist gefährlich)— Zuletzt begreifen wir: ein Ding ist eine Summe von Erregungen in uns: weil wir aber nichts Festes sind, ist ein Ding auch keine feste Summe. Und je mehr wir Festigkeit in die Dinge zu legen wissen, — — —