Herbst 1883 17 [1-89]
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die Schonung unser selber, das weise Vergessen, die Seligkeit des Hoffenden, die Milde dessen, der auch noch sein Alleinsein verbirgt, — — —
Die Furcht hat die Menschen zahm gemacht: ihre Schwäche wuchs aus der Furcht vor ihrem Ungeheuer “Selbst- und Herrschsucht.”
Was heulst du denn also durch die Nacht, du Ungeheuer? Du windest dich, du quälst dich? Was könnte dir Trost bringen?
Einen schlechten Schlaf schläfst du, ein böser Traum kam dir, du stöhnst unter bösen Gedanken.
Ihr meint es gut mit euch und selbst noch mit mir, nun—was soll ich euch mit meinen Schmerzen wehethun!
An euch wäre durch mich viel zu verderben und wenig gut zu machen: laßt mich schweigen!
Ich bin traurig mit dir und mir gram um deinetwillen: ach daß ich [nicht] stark genug bin, dich von bösen Träumen zu erlösen!
Die Augen stehen dir offen, schlafende, halbtodte, traurige Augen: der Mund steht dir offen, ein gurgelnder erstickender Ton
die Furcht vor dir hatte sie gelähmt—die Ehrfurcht läßt ihre Füße wieder gehen
warmer Athem, die Glieder gestreckt
schlaftrunken—ein offenes Auge und doch kein Blick darin, er—sich selber verloren—etwas suchend, verdrießlich
Ich traue dir mehr noch im Sturme
deine unzähligen Rachen und gefletschten Zähne
So liegt mein Schicksal vor mir dem Meere gleich, in dunkler Traurigkeit, verdrossen, vergreist, noch schlaftrunken, mit offenem Munde, träumend.
Ach das Auge offen, und noch kein Blick darin, warm athmend, [sich] umwindend, schlurfend