Herbst 1883 17 [1-89]
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Da ist die schwarze traurige See, gleich meinem Schicksale liegt sie vor mir—ein offenes Auge, aber noch schlafsüchtig und noch kein Blick nach mir darin.
Ach, mit warmem Athem athmet das Meer, gleich meinem Schicksale, es windet sich auf seinem Klippen-Kopfkissen, und stöhnt vor bösen Erwartungen.
Ich bin traurig mit dir, du dunkles Ungeheuer und mir selber noch gram um deinetwillen. Ach, daß ich nicht Stärke genug habe, dich von bösen Träumen zu lösen!
— Was thust du, Zarathustra? Willst du dem Meere Trost singen? Wurdest du schon deiner eignen Zukunft ein mitleidender Zuschauer?
Ach, du bist ein liebreicher Narr und Vertrauens-Überreicher! selbst zu allem Furchtbaren! Zu jedem Ungethüm kommst [du] noch es zu streicheln!
Ein Hauch von warmem Athem, ein wenig weiches Gezottel um die Tatze: und schon quellen Locktöne aus deiner Flöte—sehnsüchtig bist [du] wahrlich nach allem Lebendigen!
Besser, du traust deinem Schicksale, du Vertrauens-seliger, wenn es wie ein Meer aus tausend Mäulern brüllt—besser noch sein Zähnefletschen gegen dich im Sturme, als solche schwangere nächtliche Verdrossenheit!
Deine Zärtlichkeit zu allem Lebenden ist deine Gefahr, oh Zarathustra! Und wehe dir, wenn du keinen Schaffenden Willen hättest!
Alle Schaffenden müssen harte Hämmer werden! Heran zu mir, du furchtbarster Schmied, der den Hammer selber hart schmiedet.