September 1870 - Januar 1871 5 [1-125]
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Die Kunstgötter.
Was ist über die Griechen zu lehren, wenn man von ihrer heiteren Welt ausgeht? und sich den Ernst verhüllt? Die Angriffe auf das klassische Alterthum sind so ganz berechtigt.
Man muß zeigen, daß eine tiefere Weltoffenbarung in ihm liegt als in unsern zerrissenen Zuständen, mit einer künstlich eingeimpften Religion. Entweder sterben wir an dieser Religion oder die Religion an uns. Ich glaube an das urgermanische Wort: alle Götter müssen sterben. [Vgl. Friedrich Max Müller, Essays. Bd. 1: Beiträge zur vergleichenden Religionswissenschaft. Nach der zweiten englischen Ausgabe mit Autorisation des Verfassers ins Deutsche übertragen. Leipzig: Engelmann, 1869:211.]
Es mag jeder von denen, die sich als Freunde des Alterthums geberden, zusehn, auf welchem Wege er sich dem Alterthum nähere: nur müssen wir verlangen, daß ein jeder dieser sehnsüchtigen Freunde sich wirklich und ernsthaft um jenes verzauberte Schloß bemühe, um irgendwo einen versteckten Eingang zu finden, durch den gerade er sich hineinschleichen könne. Wem dies nämlich nur an irgend einer Stelle gelungen ist, der wird befähigt sein zu urtheilen, ob wir im Folgenden von einer wahrhaft geschauten und erlebten Welt der Dinge reden.