September 1870 - Januar 1871 5 [1-125]
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Gottheiten unter der Form des Königs, des Vaters, des Priesters —
Die griechische Mythologie hat alle Formen einer bedeutsamen Menschlichkeit vergöttlicht.
Der Glaube an einen Geist ist eine Einbildung: sofort anthropomorphische, ja polytheistische Stellvertreter.
Der Verehrungstrieb als Lustempfindung am Dasein schafft sich ein Objekt.
Wo diese Empfindung fehlt—Buddhismus.
Buddha übergab sich den dramatischen Vorstellungen, als er mit seiner Erkenntniß durchgedrungen war: ein Schlußsatz. [Vgl. Carl Friedrich Albert Koeppen, Die Religion des Buddha und ihre Entstehung. Bd 1. Berlin: Ferdinand Schneider, 1857:574-575.]
Ein Volk ist höher oder tiefer moralisch begabt: die Griechen haben nicht die Höhe erreicht, vielleicht aber war es die nothwendige Grenze, um nicht in Weltverneinung umzuschlagen. Ihre Erkenntniß und ihr Leben blieben im Ganzen zusammen.
Die Weltverneinung ist ein unglaublicher Standpunkt: wie ließ ihn der Wille zu?
Erstens ist er verbunden mit dem höchsten Wohlwollen, er hindert nichts, er ist nicht aggressiv.
Zweitens wird er sofort wieder eskamotirt durch eine andersartige Verherrlichung des Daseins, Unsterblichkeitsglauben, Sehnsucht zur Seligkeit.
Drittens ist der Quietismus auch eine Daseinsform.