Frühjahr 1871 - Anfang 1872 14 [1-30]
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Vorplatonische Philosophen.
Wie kommen die Griechen zur Philosophie?
Zu welcher Philosophie?
Gleichzeitig ihrer klassischen Periode (6. und 5. Jahrhundert) sind gerade die vorplatonischen. Es ist charakteristisch, wie eine Zeit ihre großen Männer aufnimmt. Die Originalanschauungen dieser Philosophen sind die höchsten und reinsten, die je erreicht wurden. Die Männer selbst sind förmliche Incarnationen der Philosophie und ihrer verschiedenen Formen. Frage: wie nimmt sich der Philosoph unter den klassischen Hellenen aus? Von Plato an ist die Frage weniger entscheidend zu beantworten. Da gab es einen Gelehrtenstand, mit dem der philosophische zusammenfallen konnte.
Die Vorstufe: der Priester und der Sänger. Die weisen Männer, die das delphische Orakel ernannte, als leibhafte Katechismen.
Sie offenbaren uns das Hellenische, nicht direkt: denn sie reden nicht von Sitten usw., aber sie zeigen die Philosophie entstanden als Trieb der Erkenntniß, nicht durch Sündhaftigkeit und Lebensnoth angestachelt. Sie erfassen die ewigen Probleme und auch die ewigen Lösungen. Zahllose Individuen.
Als bewußte Denker offenbaren sie weniger als als unbewußte Menschen, in ihren Handlungen
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| Erste Periode. | Das Werden erregt das. Jonische Philosophen. |
| Zweite Periode. | Das Problem des Werdens wird erkannt. Metaphysik. |
| Dritte Periode. | Die Teleologie, der Zweck des Werdens. |
| Vierte Periode. | Die Dialektik als das Sicherste. Ohne Erkenntniß keine Tüchtigkeit. Die Philosophie wird reformatorisch und imperativisch und aggressiv. |
| Plato versucht die erste Weltreform. |
| Ein skeptischer Kreislauf—viermaliges Ansetzen. |