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Frühjahr 1871 - Anfang 1872 14 [1-30]
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| Mit dem Ende der Tragödie verfällt die Musik. |
| Sie geräth in Nachahmung der sichtbaren Dinge. |
| In der Tragödie war die Musik zu ihrer Höhe gekommen. |
| Bei Euripides tritt an Stelle der dionysischen Erregung die Aufregung an sich. An Stelle der apollinischen Ruhe die Kühle des Denkens. Das ganze Bereich der Musik nimmt er in Beschlag und entlehnt alles Wirksame, d. h. er bringt eine Stilmischung hervor. Er giebt den unendlichen Mythus auf und stellt die Novelle an die Stelle. |
| Verfall der Musik, des Mythus und der Tragödie. Der Ernst der Weltbetrachtung mußte in die Unterwelt flüchten. |
| Wir nehmen eine erstaunliche Entwicklung der Wissenschaft wahr: der Mythus ist ganz verschwunden. Die Dichtung trägt den gelehrten Charakter. |
| Erneuerung der ernsten Weltbetrachtung: bis jetzt stehen wir unter der Nachwirkung der Renaissance. Unsere Musik, unsere Philosophie zeigen ein neues Reich. Wir entdecken, daß der deutsche Genius auch von der optimistischen Welt der Renaissance eine Befreiung braucht. |
| Die Entdeckung des griechischen Alterthums in umgekehrter Reihenfolge. |