Herbst 1880 6 [101-200]
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“Werde ein vernünftigerer freierer gefühlsvollerer, vollkommenerer Mensch, strebe nach der Vervollkommnung deiner Gattung?” Worauf dies Gesetz gründen? Auf den Nutzen des Individuums oder des Collectivums.
Manche sagen: alle Fähigkeiten entwickeln, indem man die welche Mittel und Organe sind denen unterordnet, die das eigentümliche Ziel der Menschen machen. Unsere Natur ist complex: man muß in ihr Thatsachen höherer und niederer Ordnung unterscheiden. Aber wodurch bin ich verpflichtet einem Ziele der Gattung zu folgen, wenn zufällig für mein Individuum die gewöhnliche Ordnung der Ziele und Mittel umgedreht ist? z. B. wenn ich mehr Hang zu den Freuden des Fleisches als denen des Geistes habe und einen eigenen Kopf, und das Bischen Geist eben das Mittel ist für meine Begierden? Hier hilft man mit metaphysischen Einfällen: die wahre Natur des Menschen, seine geistige Bestimmung und dergleichen.
“Du darfst ein Ziel wollen, wenn du es kannst.” Ohne diese Bedingung: heißt es dem Menschen ein unbedingtes Vermögen geben, eine Kraft ohne Bedingung. Eine unbedingte Pflicht implicirt ein unbedingtes Vermögen sie zu erfüllen: sonst ist es eine Pflicht für ein anderes Wesen als ich, eine in der Luft aufgehängte Pflicht.— Wer von Pflicht und Freiheit redet, setzt metaphysische Principien voraus.