Herbst 1880 6 [101-200]
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Ein Reich ganz unmenschlicher Necessität enthüllt sich immer mehr! Endlich lachen wir selber mit, zu sehen, wie wir ehemals mit unseren Trieben und Triebchen das zu ersetzen und verstehen meinten, mit Neigung und Haß, Wille oder Zweck usw. Die Welt als eine Menschen-Welt ist uns ein Gelächter geworden: wie die Astrologie. Unsere Stellung zu dieser Welt möglichst pathetisch einzunehmen war das Bestreben aller Philosophen: die Idealisten zuletzt wußten uns zur Hauptsache zu machen und die Welt zu einer Art Erzeugniß von uns: als ob der Spiegel sagte: “ohne mich ist nichts, ich bin der Urheber.” Zuletzt sind wir selber in das ungeheure System eingeflochten und bewegen uns in ihm: immer aber bleibt uns noch genug des Unerkannten an uns, und das bleibt der Tummelplatz unseres Hochmuthes. Ja, nachdem wir so viel von der Position des Menschen in der Welt preisgegeben, findet auf dieser letzten Stätte ein Kampf um die “höchsten Rechte der Menschheit,” einer um Leben und Tod statt. Es ist der ganze Stolz, und alle Triebe dienen ihm dabei! Der höhere Werth der Moralität wird kühn dem ganzen Weltgesetz entgegengesetzt, und menschliche Ziele als Ziel der Welt gesetzt. Mit “gut” und “schön” und “wahr” meint man die Ausnahmestellung, seine Göttlichkeit bewiesen zu haben: die Wissenschaft im Dienste der alten Triebe kämpft und vertheidigt den Gott im Menschen, nachdem sie ihn sonst hat fahren lassen—den freien Gott.