Herbst 1880 6 [201-300]
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Jede Handlung ist von dem bleichen Bewußtseinsbild, das wir von ihr während ihrer Ausführung haben, etwas unendlich Verschiedenes. Ebenfalls ist sie von dem vor der That vorschwebenden Bewußtseinsbild (das Ende der Handlung = Zweck und der Weg dahin) verschieden, unzählige Stücke des Wegs, die schließlich gemacht werden, werden nicht gesehen und der Zweck selber ist ein kleines Theilchen von dem wirklichen Erfolg der Handlung. Zwecke sind Zeichen: nichts mehr! Signale! Während sonst die Copie hinter dem Vorbild nachfolgt, geht hier eine Art Copie dem Vorbild voraus. In Wahrh wissen wir nie ganz, was wir thun z. B. wenn wir einen Schritt thun wollen oder einen Laut von uns geben wollen. Vielleicht ist dies “Wollen” nur ein bleicher Schatten davon, was wirklich schon im Werden ist, ein nachkommendes Abbild von unserem Können und Thun: mitunter ein sehr falsches, wo wir nicht zu können scheinen, was wir wollen. Unser “Wollen” war hier ein irregeleitetes Phantasma unseres Kopfes, wir hatten irgend ein Zeichen falsch verstanden.— Wenn einer befiehlt, und wir wollen es thun, finden uns dann zu schwach—? so gab Furcht (oder Liebe) uns einen Impuls, bei dem sehr viel Kraft in Bewegung gerieth.— Das erste Gelingen auf den ersten Nerven- und Muskelbahnen giebt die verfrühte Vorstellung des Könnens, und daraus resultirt das verfrühte Bild des gewollten Zwecks: die Zweckvorstellung entsteht, nachdem schon die Handlung im Werden ist!