Herbst 1880 6 [201-300]
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Mit den Gedanken steht es wie mit den körperlichen Bewegungen: ich muß warten, ob sie sich ereignen, wenn ich sie auch will, es hängt davon ab, ob sie eingeübt sind. Das Wollen ist hier nicht das Vorstellen des Zieles, sondern die Vorstellung logischer Formen (Gegensatz eines Gedankens, parallel, ähnlich, Prämisse Schluß usw.) in der Form des Wunsches. Das Gedächtniß muß den Inhalt geben—Bei Gelegenheit eines Satzes versucht das Gedächtniß zu den einzelnen Worten etwas Zugehöriges anzuhängen, und unser Urtheil entscheidet, ob es dazu paßt und wie. So versucht der Fuß eine Menge Lagen im Augenblick des Stolperns. Wir wählen aus diesen plötzlich auftauchenden Gedanken-Embryonen aus: wie wir aus den zu Gebote stehenden Worten unsere Gedanken in Formel bringen. Das Wesentlichste des Prozesses geht unter unserem Bewußtsein vor sich. Unser Charakter entscheidet, ob zugehörige Gedanken wesentlich die des Widerspruchs der Beschränkung der Zustimmung sind: das Entstehen jedes Gedankens ist ein moralisches Ereigniß.— Die logischen Formen erscheinen so als der allgemeinste Ausdruck unserer Triebe, Zuneigung, Widerspruch usw.— Bis in die Zelle hinein giebt es keine Bewegungen als solche “moralischen” in diesem Sinne.