Sommer 1880 3 [101-172]
3 [115]
183. Will man behaupten, daß der Germane für das Christenthum vorgebildet und vorbestimmt gewesen sei, so darf es Einem nicht an Unverschämtheit fehlen, denn das Gegentheil ist nicht nur wahr, sondern auch handgreiflich. Woher sollte auch die Erfindung zweier ausgezeichneter Juden, des Jesus und des Saulus, der zwei jüdischesten Juden, die es vielleicht gegeben hat, gerade die Germanen mehr anheimeln, als andere Völker? (Beide meinten, das Schicksal jedes Menschen und aller Zeiten, vorher und nachher, nebst dem Schicksal der Erde, der Sonne und der Sterne, hänge von einer jüdischen Begebenheit ab: dieser Glaube ist das jüdische Non plus ultra.) Wie reimt sich die höchste moralische Subtilität, welche ein Rabbiner- und nicht ein Bärenhäuter-Verstand so geschärft hat, und welcher die Erfindung des heiligen Gottes und der Sünde an ihm zuerst gelungen ist, das Gefühl der Unfreiheit und Knechtschaft in einem grenzenlos ehrsüchtigen Völkchen, sein Ausschauen nach dem Erlöser und Vollender aller Hoffnungen, die priesterliche Hierarchie und das volksthümlichere Asketenthum, die überall fühlbare Nähe der Wüste, und nicht die des Bärenwaldes,—wie reimt sich dies alles zum faulen, aber kriegerischen und raubsüchtigen Germanen, zum sinnlich kalten Jagdliebhaber und Biertrinker, der es nicht höher als bis zu einer rechten und schlechten Indianer-Religion gebracht hat und Menschen auf Opfersteinen zu schlachten noch vor zehnhundert Jahren nicht verlernt hatte?