Sommer 1880 3 [101-172]
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243. Gewiß ist unsere gegenwärtige Bildung etwas Erbärmliches, eine faulriechende Schüssel, in der lauter geschmacklose Brocken durch einander schwimmen, Brocken von Christenthum, von Wissen, von der Kunst, an denen sich nicht einmal Hunde satt essen könnten. Aber die Mittel gegen diese Bildung etwas aufzustellen, sind kaum weniger erbärmlich, nämlich christlicher Fanatismus oder wissenschaftlicher Fanatismus oder künstlerischer Fanatismus von Leuten, die kaum auf ihren Beinen stehen können, es ist, als ob man einen Mangel durch ein Laster curiren wolle. In Wahrheit erscheint aber die gegenwärtige Bildung erbärmlich, weil eine große Aufgabe vor ihr am Horizont aufgestiegen ist, nämlich die Revision aller Werthschätzungen; dazu bedarf es aber, noch bevor die sämmtlichen Dinge auf die Wage gelegt werden, der Wage selber—ich meine jene höchste Billigkeit der höchsten Intelligenz, welche im Fanatismus ihren Todfeind und in der jetzigen “allseitigen Bildung” ihren Affen und Vortänzer hat.