Sommer 1880 3 [101-172]
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204. Für die bisweilen sichtbar werdende Verdüsterung der Welt giebt es folgende Veranlassung: erstens die Kreuzung der Culturen, aus welcher viel Häßlichkeit entsteht; der beständige Anblick des Häßlichen macht düster: zweitens die moralische Phantastik des Christenthums, welche den menschlichen Handlungen nur die bösen Prädikate gelassen hat und eine Verherrlichung von Leben, Menschen, Handlungen eigentlich unmöglich machen wollte; wenn man niemals verherrlichen darf, wird man düster; drittens das Barbarische und Thierhafte, das uns zeitlich noch nicht fern genug liegt; viertens die Angst vor dem Individuellen und die Beargwöhnung desselben, weil die Gesellschaft ihrer selber nicht mehr sicher ist; fünftens die Angst vor dem Natürlichen, welche an die Stelle der früheren Angst vor der Natur getreten ist; sechstens die Vergleichung des Lebens mit imaginären Seligkeiten, von denen das Christenthum und die Dichter gesprochen haben; siebentens das übertriebene Gefühl der Verantwortlichkeit, welches alle indifferenten, kleinen und harmlosen Dinge wegstreicht und in jedem Falle so gehandelt wissen will, daß man damit einem Ankläger Stand halten kann.