Frühjahr 1884 25 [101-200]
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Charakteristik des Europäers: der Widerspruch zwischen Wort und That: der Orientale ist sich treu im täglichen Leben.
Wie der Europäer Colonien gegründet hat, beweist seine Raubthier-Natur.
Der Widerspruch erklärt sich daraus, daß das Christenthum die Schicht, aus der es wuchs, verlassen hat.
Dies ist unsere Differenz mit den Hellenen: ihre Sittlichkeit ist in den herrschenden Kasten gewachsen. Thukydides’ Moral ist die gleiche, die überall bei Plato explodirt.
Ansätze zur Ehrlichkeit z. B. in der Renaissance: jedes Mal zum Besten der Künste. MAngelo’s Conception Gottes als “Tyrannen der Welt” war ehrlich.
Das Übergewicht des Weibes folgt daraus: und folglich eine ganz lügnerische “Schamhaftigkeit.” Es gehört beinah Verderbniß der Weiber dazu (wie in Paris), daß die Schriftsteller ehrlicher werden.— Der sklavenhafte Charakter der Moralität als einer von außen her gekommenen, nicht von uns geschaffenen, erzeugt fortwährend neue Formen ähnlicher Sklavereien z. B. die aesthetische (in Bezug auf das Alterthum) Es gehört fast Verderbniß des Charakters und Schwäche dazu beim Europäer, daß er sich von den Autoritäten emancipirt und “Geschmack” gewinnt.
Unsere “Allschmeckerei” ist die Folge der verschiedenen Moralen: wir sind in der “historischen Krankheit.”