Frühjahr 1884 25 [101-200]
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Die Ritterlichkeit als die errungene Position der Macht: ihr allmähliches Zerbrechen (und zum Theil: Übergang in’s Breitere Bürgerliche). Bei La Rochefoucauld ist Bewußtsein über die eigentlichen Triebfedern der noblesse des Gemüths da—und christlich verdüsterte Beurtheilung dieser Triebfedern.
Fortsetzung des Christenthums durch die französische Revolution. Der Verführer ist Rousseau: er entfesselt das Weib wieder, das von da an immer interessanter—leidend dargestellt wird. Dann die Sklaven und Mss Stowe. Dann die Armen und die Arbeiter. Dann die Lasterhaften und Kranken—alles das wird in den Vordergrund gestellt (selbst um für das Genie einzunehmen, wissen sie seit 500 Jahren es nicht anders als den großen Leidträger darzustellen!) Dann kommt der Fluch auf die Wollust (Baudelaire und Schopenhauer), die entschiedenste Überzeugung, daß Herrschsucht das größte Laster ist, vollkommene Sicherheit darin, daß Moral und désintéressement identische Begriffe sind, “Glück Aller” ein erstrebenswerthes Ziel (d. h. das Himmelreich Christi). Wir sind auf dem besten Wege: das Himmelreich der Armen des Geistes hat begonnen.
Zwischenstufen: der Bourgeois (in Folge des Geldes parvenu) und der Arbeiter (in Folge der Maschine)
Vergleich der griechischen Cultur und der französischen zur Zeit Louis XIV. Entschiedener Glaube an sich selber. Ein Stand von Müssigen, die es sich schwer machen und viel Selbstüberwindung üben. Die Macht der Form, Wille, sich zu formen. “Glück” als Ziel eingestanden. Viel Kraft und Energie hinter dem Formenwesen. Der Genuß am Anblick eines so leicht scheinenden Lebens.— Die Griechen sahen den Aeg wie Kinder aus.