Frühjahr-Sommer 1883 7 [101-274]
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Erste Thatsache: die Gesellschaft tödtet, foltert, beraubt der Freiheit, des Vermögens: übt Gewalt durch Beschränkung der Erziehung; durch Schulen; lügt, trügt, stellt nach (als Polizei)—alles dies kann also nicht an sich als schlecht gelten.— Sie will ihre Erhaltung und Förderung—das ist kein heiliger Zweck: sie kämpft darum gegen andere Gesellschaften.— Also um des Nutzens willen geschieht dies Alles. Aber toll! Gerade diese Handlungen sollen mit besonderer Würde und Ehrerbietung angesehen werden: als “Recht,” Sittlichkeit, Erhaltung und Pflege des Guten. Daß hier Vieler Nutzen über den Weniger gesetzt wird, das hätte nur Sinn bei der Voraussetzung, daß der Einzelne nicht mehr Werth haben könne als die ganze Gesellschaft! Von vornherein ist aber hier die Absicht, solche Einzelne gar nicht entstehen zu machen: das Bild des Menschen ist schon da, welches man als Maaßstab für die Erhaltung des gemeinen Nutzens nimmt. Die Voraussetzung der Gesellschaft muß sein, daß sie den höchsten Typus “Mensch” repräsentire und daraus ihr Recht ableitet, alles ihr Feindliche als das an sich Feindliche zu bekämpfen.— Ohne diesen Glauben an sich ist die Gesellschaft “unmoralisch” in jedem Sinne. Im Glauben aber bestimmt sie erst, was moralisch sein soll,—so hat es Sinn!